Das Schulsample von SMASCH besteht aus insgesamt 13 staatlichen Schulen aus dem Primar- und Sekundarbereich, hiervon 9 Schulen in Hamburg und 4 Schulen in Belgien. Innerhalb beider Ländersamples verfolgten wir eine Samplingstrategie der maximalen Variation (Patton 2015), das heißt, die Fälle sollten sich möglichst weit voneinander unterscheiden, was sich insbesondere auf die Indikatoren Schulformen, Verortung der Schule im Stadt- bzw. Landkontext, Größe der Schule sowie die sozialökonomische Zusammensetzung bezieht. Über diese Streuung im Sample war beabsichtigt, einerseits die Komplexität des Zusammenspiels kontextbezogener Dimensionen im Einzelfall besser zu verstehen, andererseits aber auch die schul- und nationenübergreifende Relevanz einzelner Dimensionen herauszuarbeiten und zu typisieren.
In Hamburg wurden entlang dieser Kriterien und unterstützt durch die Hamburger Schulbehörde interessierte Schulen identifiziert und ein Erstkontakt hergestellt. Entsprechend stellt das Hamburger Sample eine Mischform aus strategisch ausgewählten und interessierten Schulen dar. In Belgien wurde das Samplingziel über andere Wege realisiert, die in diesem Bericht, aufgrund des Fokus auf die Hamburger Zwischenergebnisse, nicht ausgeführt werden. Hinzu kamen, sowohl in Hamburg als auch in Belgien, die jeweils unterschiedlichen Erfahrungsstände der einzelnen Schulen mit dem Thema Digitalisierung. So ist SMASCH für manche Schulen die erstmalige Gelegenheit, sich systematisch mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen; andere hingegen verfolgen bereits eine langjährige Digitalisierungsstrategie, die sie weiter vertiefen wollten. Gerade weil es jedoch extrem herausfordernd ist, diesen Erfahrungsstand im SMASCH-Sinne qualitativ zu ‚vermessen’ (denn z.B. kann das Vorhandensein von Technik oder schnellem W-Lan auch mit bislang wenig gesamtorganisationaler Reflexion einhergehen), fungierte dieser Faktor eher als bewusster Untersuchungs- und laufender Diskussionsgegenstand mit den Schulen.
Im Rahmen von SMASCH verbinden wir ethnographische Tiefenbetrachtungen schulischer Einzelkontexte mit vergleichenden Perspektiven. Hierbei werden zum einen Schulen bzw. einzelne Digitalisierungszusammenhänge innerhalb Hamburgs oder Belgiens vergleichend betrachtet, zum anderen auch bewusst internationale Vergleiche angestrebt. Der Vergleich zwischen Deutschland und Belgien erweist sich hierbei als sehr vielversprechend, da (1) beides föderalstaatlich organisierte Länder sind (in Belgien bestehend aus den Regionen Flandern, Wallonien und einem kleinen deutschsprachigen Teil), da (2) beide Länder in den letzten Jahren mit ähnlichen Herausforderungen der Digitalisierung von Schule konfrontiert waren und (3) auf einem relativ ähnlichen Stand der Entwicklungen sind (eher zurückhaltende Digitalisierung vor der Pandemie, dann pandemiebedingter Fokus v.a. auf Bereitstellung von Hardware, aktuell Versuche einer systematischeren Entwicklung).
Die Hamburger SMASCH-Schulen
Das Hamburger SMASCH-Sample umfasst sechs Grundschulen und drei weiterführende Schulen, davon zwei Gymnasien und eine Stadtteilschule1Die Stadtteilschule ist in Hamburg Teil des Zweisäulenmodells und ersetzt Hauptschule, Realschule und Gesamtschule. Die Grundschulen im Sample beschulen jeweils zwischen 400 und 500 Kinder. Alle drei weiterführenden Schulen beschulen jeweils um die 1000 Schüler.innen.
In Hamburg erhalten Schulen finanzielle Mittel auf der Grundlage eines Sozialindexes, welcher die sozio-ökonomische Zusammensetzung der Schülerschaft auf einer Skala von 1 bis 6 beschreibt. Bei der Nummer 1 stammt die Mehrheit der Schüler.innen aus ungünstigeren sozio-ökonomischen Verhältnissen; bei 6 stammt die Mehrheit der Schüler.innen aus privilegierten sozio-ökonomischen Verhältnissen (Hamburger Sozialindex, Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) Hamburg). Im Hamburger SMASCH-Sample rangieren die Schulen von Sozialindex 1 bis 5, wobei sich nur eine Grundschule im oberen (Index 5) und die anderen Grundschulen im unteren Bereich (Indizes 1-3) befinden. Eine Schule weist einen Index von 1 auf und ist damit durch eine besonders hohe Armutsgefährdung, eine hohe Migrationsquote sowie eine Quote an Schüler.innen mit erhöhtem Förderbedarf charakterisiert. Die weiterführenden Schulen befinden sich im mittleren Bereich (Indizes 3 und 4). Eng mit dem Sozialindex verbunden ist die regionale Lage der Schulen, die sich im Sample mehr oder weniger auf den Gesamtraum Hamburg erstrecken bzw. gerade auch Randbereiche der Stadt umfassen.
Die belgischen SMASCH-Schulen
Das Schulsample in Belgien besteht aus insgesamt vier Schulen aus dem Grund- und Sekundarbereich in der Region Flandern, im Umkreis von Brüssel und Antwerpen liegend. Aufgrund der belgischen Schulsystemstruktur ist die Verteilung auf Schulformen deutlich anders gelagert als im Hamburger Sample. So ist in der Grundschule BS de Smiskens ebenfalls ein Kindergarten integriert; die Sekundarschulen GITO Overijse sowie Atheneum Lier umfassen neben Allgemeinbildungszweigen auch spezifische Ausbildungen (z.B. Schreiner-, Elektriker- oder Mechanikerlehre). Die Sekundarschule Sint-Rita Campus College hingegen ist eine katholische allgemeine Sekundarschule ohne Ausbildungszweige. Auch von der Größe her unterscheiden sich die vier Schulen noch stärker als die Schulen im deutschen Sample. So reicht die Zahl an Schüler.innen von 225 (GITO Overijse) bis zu 1600 (Sint-Rita Campus College). Schließlich liegen die belgischen Schulen vom sozioökonomischen Status her durchschnittlich im eher unteren Bereich. BS de Smiskens hat von allen Schulen in der Stadt Turnhout (Provinz Antwerpen) die ungünstigsten sozio-ökonomischen Verhältnisse sowie einen besonders hohen Anteil von Schüler.innen mit Migrationshintergrund und erhält daher zusätzliche finanzielle Unterstützung (auch im IT-Bereich) von der Stadt. GITO Overijse wird vor allem von Schüler.innen ärmerer Stadtviertel in Brüssel besucht, hiervon ein hoher Anteil mit Migrationshintergrund. Ähnlich sozio-ökonomisch herausfordernd stellt sich die Lage für Atheneum Lier (Provinz Antwerpen) dar. Allein das Sint-Rita Campus College (ebenfalls Provinz Antwerpen) weist eine deutlich privilegiertere sozio-ökonomische Lage auf.