Eckdaten zum SMASCH-Projekt
Das Projekt „Smarte Schulen – SMASCH“ wurde Anfang 2021 im Rahmen des Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Universitäten der Bundeswehr (dtec.bw) initiiert. Dtec.bw wurde von der Bundesregierung unter der Überschrift „Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken“ im Juni 2020 begründet und ist ein von beiden Universitäten der Bundeswehr getragenes wissenschaftliches Zentrum, welches seinen Schwerpunkt auf Forschungsprojekte zum Wissens- und Technologietransfer im Bereich Digitalisierung legt (dtecbw.de/home).
Ziele des Programms sind eine langfristige Stärkung der digitalen Souveränität Deutschlands sowie eine Erhöhung der Verfügbarkeit digitaler und technologischer Innovationen für öffentliche und private Bereiche. Entsprechend werden alle im Rahmen von dtec.bw geförderten Forschungsprojekte gemeinsam mit Partner.innen aus Wissenschaft, Wirtschaft oder dem öffentlichen Sektor durchgeführt.
Im Rahmen von dtec.bw wird das Projekt SMASCH (smasch.eu) für den Projektzeitraum 2021-2024 mit insgesamt ca. 3,6 Millionen Euro gefördert. Der Fokus des Projekts liegt auf dem öffentlichen Schulsektor sowie auf der Frage, wie Schulen darin unterstützt werden können, sich selbstreflexiv, bedarfsgerecht und gestaltend mit den Chancen und Risiken digitaler Technologien auseinanderzusetzen sowie langfristige Strategien eines bildungs- und innovationsorientierten Umgangs mit diesen Technologien zu entwickeln. Die Projektleitung liegt bei der Professur für Soziologie, insb. Transformation von Governance in Bildung und Gesellschaft (Prof. Dr. Sigrid Hartong; hsu-hh.de/sozgov/) und der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensrechnung und Controlling (Prof. Dr. Tobias Scheytt; hsu-hh.de/icu/) an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg sowie der Professur für Methodologien in der Bildungsforschung (Prof. Dr. Mathias Decuypere; ppw.kuleuven.be/mesrg) an der Katholischen Universität (KU) Leuven (Belgien) als internationale Kollaborationspartnerin. Die qualitative Beforschung von Digitalisierungszusammenhängen in Bildungsinstitutionen bzw. Organisationen des öffentlichen Sektors (national sowie international) gehört seit vielen Jahren zum Forschungsportfolio aller drei Professuren, ebenso wie Aktivitäten im Bereich Transfer/Zusammenarbeit mit der Praxis. Weitere Kooperationspartner.innen
des SMASCH-Projekts sind bislang neun Hamburger und vier belgische Schulen, die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in Hamburg sowie ein Pool aus medien-pädagogischen- und IT-Betreuer.innen sowie schulischen Prozessbegleiter.innen (für weitere Details zu den Projektbeteiligten siehe Kapitel 1.3).
Relevanz von SMASCH
Seit Jahren wird intensiv darüber debattiert, dass Schulen in Deutschland den Herausforderungen einer digitalisierten Welt nach wie vor unzureichend begegnen bzw. im internationalen Vergleich weit zurückliegen. Die COVID-19-Krise (im Kontext derer das SMASCH-Projekt beantragt wurde) und der dadurch erzwungene Wechsel auf Online- oder hybride Formate des Unterrichtens und Lernens haben die Problemlage zusätzlich verschärft, da Schulen quasi über Nacht dazu gezwungen waren, möglichst schnell zu digitalisieren (Williamson et al. 2021; Hartong 2021). Hierbei konnten Schulen – sowohl in Deutschland als auch in Belgien – jedoch zumeist nur auf unzureichendes Vorwissen und eine unausgereifte Infrastruktur zurückgreifen. Dementsprechend lagen zentrale Fokusse der Digitalisierungsaktivitäten in dieser Zeit vor allem auf der kurzfristigen Förderung von Anwendungskompetenzen, auf Fragen des funktionalen Einsatzes von Hard- und Software (Cone et al. 2021; Kerres 2020) sowie auf einem schnellen Abrufen von Fördermitteln etwa aus dem Digitalpakt Schule (digitalpaktschule.de). Zweifellos adressierten diese Fördermaßnahmen damals die drängendsten Bedarfe vieler Schulen. Gleichzeitig unterstützt ein derartiger Fokus auf Hard- und Software sowie auf Anwendungskompetenzen die Schulen nur bedingt dabei, langfristige Strategien zu entwickeln, die einen gleichermaßen bildungs- und innovationsorientierten Umgang mit digitalen Technologien ermöglichen. Vielmehr müssen sich Schulen hierfür, deutlich mehr als bisher geschehen, selbstreflexiv und gestaltend mit diesen Technologien auseinandersetzen, um letztendlich eine Souveränität im Umgang mit technischen Innovationen zu entwickeln, die weit über Anwendungskompetenzen hinausgeht (KMK 2021; Dindler et al. 2020; Hartong et al. 2021).
Seit Aufkommen der COVID-19-Pandemie – und Beantragung des SMASCH-Projektes – ist viel passiert. Nachdem inzwischen deutlich mehr Schulen mit besserer Infrastruktur, Hard- und Software ausgestattet sind, wenden sich zunehmend mehr politische Programme und Projekte einem solchen ganzheitlicheren Verständnis zu, welches, statt primär auf Digitalisierung von Schule im Sinne technischer Ausstattung oder Nutzung digitaler Endgeräte zu fokussieren, die (deutlich komplexere) Frage von Schule im Zeitalter von Digitalität (Stalder 2016; Simanowski 2021; Kuttner et al.) in den Vordergrund rückt (KMK 2021)1Ein wichtiges Projekt in diese Richtung war und ist das Hamburger Programm „Digital macht Schule” (digitalmachtschule.de/), welches zunächst mit Pilotschulen startete und im Anschluss zu einem kontinuierlich weiterentwickelten Programm in das Fortbildungsportfolio des LI eingegangen ist. Darüber hinaus deklarieren auch bundesweite Programme wie z.B. das BMBF-geförderte Programm „Schultransform” (www.schultransform.org/) einen ganzheitlicheren Blick auf die Digitalisierung von Bildung einzunehmen.. Diese Frage ist ungemein komplexer, weil sie zum einen voraussetzt, die vielschichtige Gemengelage regulatorischer, technologischer, sozialer, individueller und pädagogischer Dimensionen, die in jeder Schule kontextuell anders miteinander interagieren, stärker zu berücksichtigen (Alirezabeigi et al. 2020). Zum anderen erfordert sie, nochmals viel grundsätzlicher über das Verhältnis von Bildung und digitaler Gesellschaft nachzudenken. Dies braucht Zeit, Unterstützungsressourcen, sowie eine langfristige Integration von Visions-, Experimentier- und Reflexionsräumen. Mit dem SMASCH-Projekt schaffen wir über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg gemeinsam mit den Projektschulen und Kollaborationspartner.innen derartige Räume, in denen schulorganisationale, pädagogische und forschende Perspektiven auf Digitalität entwickelt und (neu) justiert werden können, während ‚gleichzeitig’ der individuelle Kontext jeder einzelnen Schule als Ankerpunkt dient.
Durch die gezielte Auseinandersetzung mit den Hindernissen und Herausforderungen,
denen Schulen in einer digitalen Gesellschaft begegnen, sollen im Rahmen von SMASCH folgende Ziele erreicht werden:
- Schulen mit all ihren Akteur.innen dazu befähigen, die Auswirkungen von Digitalisierung auf Bildung(sorganisationen) in ihren vielfältigen Dimensionen kritisch zu reflektieren und einschätzen zu können.
- Pädagogischem Personal Werkzeuge an die Hand geben, um die Entwicklung ihrer Schule im Rahmen der Digitalität bewusst, nachhaltig und pädagogisch reflektiert zu gestalten.
- Alternative Möglichkeiten der kreativen, innovativen Gestaltung von Digitalisierung aufzeigen und weiterentwickeln – sowohl in analogen als auch digitalen Formaten.
- Digitalisierung als integrierten und nicht als zusätzlichen Baustein von Schulentwicklung im gesamtorganisationalen Kontext der Schulen verankern.
- Konzepte/Erkenntnisse/Material entwickeln, die auch Schulen außerhalb des SMASCH-Kontexts nutzen können, um ihren individuellen Weg der Digitalisierung mittel- und langfristig zu gehen.
- Wissenschaftliche Erkenntnisse über die vielfältigen Wirkungen und Gestaltungsoptionen von Digitalisierung in Schule generieren.
SMASCH-Projektstrukturen
Wie im letzten Abschnitt dargelegt, verfolgt SMASCH das Ziel, gemeinsam mit den Projektschulen und Kollaborationspartner.innen dauerhafte Räume der experimentellen Auseinandersetzung mit Digitalität und Evaluierung innovativer Projekte im gesamtorganisationalen Kontext zu implementieren oder, wo bereits etabliert, weiterzudenken. Eine zentrale Herausforderung im Projekt war und ist, hierfür ‚passende‘ Strukturen und -prozesse zu entwickeln, welche einerseits stabile Orientierungspunkte bieten und andererseits flexibel anpassbar sind, um individuellen Bedarfen und Dynamiken gerecht zu werden. Entsprechend lag ein wichtiger Fokus des erstes Projektschuljahrs auf einem diesbezüglichen strukturellen Suchprozess, im Rahmen dessen sich insgesamt die folgende Personenkonstellation (= Kernnetzwerk) als die vielversprechendste erwies (Abbildung 1).
Das Kernnetzwerk besteht im Prinzip aus vier unterschiedlichen Personenkreisen: (1) Wissenschaftler.innen aus unterschiedlichen Disziplinen, (2) eine von der Schule definierte SMASCH-Gruppe, (3) Expert.innen im Bereich Prozessbegleitung, sowie (4) Expert.innen aus den explizit breit definierten Bereichen Medienpädagogik und IT.
Wissenschaftler.innen
Die angestrebte Breite des Blicks auf schulische Digitalisierung spiegelt sich unmittelbar in der Zusammensetzung des SMASCH-Forschungsteams wider, welches aus Forscher.innen der Erziehungswissenschaften bzw. der soziologischen Bildungsforschung, der Organisationsforschung sowie der qualitativ-methodischen Digitalisierungsforschung besteht. Alle drei projektleitenden Institute beschäftigen sich neben nationalen Entwicklungen stark mit internationalen Perspektiven auf Bildungs- und Organisationsforschung bzw. auf mit Digitalisierung zusammenhängenden (methodischen) Innovationsprozessen. Dieser interdisziplinäre wie internationale Blick, der sich nicht zuletzt in der international-kollaborativen Anlage des Projekts zeigt, ist für die Forschung im Rahmen von SMASCH prägend. Gleichzeitig spielt der spezifische methodische Ansatz des Projekts (siehe hierzu im Detail Kapitel 2.2) eine besondere Rolle für die Wissenschaftler.innen. So handelt es sich bei den Forschungsvorhaben im SMASCH-Kontext weniger um eine klassische Evaluationsforschung, in der beispielsweise über kriterienbasierte Befragungen der Schulakteur.innen Veränderungsprozesse vermessen werden (z.B. in Hinblick auf die Häufigkeit der Nutzung digitaler Technologien).2Derartige Erhebungen kommen nichtsdestotrotz z.T. hinein, wenn etwa Auseinandersetzungsprozesse mit Nutzungspraktiken gespiegelt werden, also z.B. das Ergebnis einer solchen Befragung wiederum zum Teil reflexiver Auseinandersetzung wird. Ein Beispiel aus dem SMASCH-Kontext ist eine Mikrostudie zur App Book Creator. Vielmehr geht es um eine dezidiert qualitativ-ethnografische Beforschung der Entwicklungs- und Auseinandersetzungsprozesse, von denen die Wissenschaftler.innen selbst Teil sind. Ziel dabei ist es, gemeinsam mit den weiteren Beteiligten einen forschenden, reflektierenden Blick zu entwickeln bzw. sie zur Übernahme eines solchen Blicks für den Umgang mit technologischer Innovation anzuregen (Pink et al. 2022; Richter et al. 2017). Gleichzeitig bieten die Wissenschaftler.innen immer wieder ein Scharnier zwischen Entwicklungen/Erkenntnissen der breiteren Forschungscommunity – insbesondere mit Bezug auf die vielfältigen Forschungsperspektiven, welche in Hinblick auf Schule und Digitalität inzwischen entwickelt wurden – und der eigenen SMASCH-bezogenen Forschungskontexte. Dies bedeutet umgekehrt, dass sich die Forschungsvorhaben zum größten Teil erst aus den Prozessen in den Schulen heraus entwickeln (Bakker 2019). Während die Wissenschaftler.innen im ersten Schuljahr entsprechend fast bei allen Terminen in den Schulen anwesend waren, so wurde ihre Anwesenheit ab dem Schuljahr 2022/2023 zu einem großen Teil auf diese herauskristallisierten Forschungsvorhaben hin reduziert und die Prozessbegleitungen (siehe unten) sind dafür stärker in Datenerhebungen über den Gesamtprozess eingestiegen.
SMASCH-Gruppe
Zentral für SMASCH ist die Mitwirkung möglichst vieler Personenkreise in der Einzelschule, wobei Akteur.innen wie die Schulleitung, Medienbeauftragte, Fachgruppen- und/oder Jahrgangsleitungen aufgrund ihrer Steuerungs- bzw. Multiplikator.innenrolle nochmals eine besondere Relevanz haben. Wie in größeren Schulprojekten üblich, wurde in jeder SMASCH-Schule mit Beginn des Projekts die Initialisierung einer solchen SMASCH-Gruppe systematisch unterstützt, an der möglichst alle besagten Personenkreise involviert sein sollten. Tatsächlich zeigte sich, dass die Findung der Gruppe selbst zentraler Teil des ersten Projektjahres war, weil hier im Prinzip unmittelbar Auseinandersetzungsprozesse mit Digitalisierung sowie entsprechende Dynamiken sichtbar wurden.
Während diese Gruppe in manchen Schulen neu etabliert wurde, wurden in anderen Schulen SMASCH-Themen an bestehende Gruppen angedockt. Entsprechend zeigt sich etwa, dass besagte SMASCH-Gruppen, die sich inzwischen in sämtlichen Projektschulen formiert haben, durchaus sehr unterschiedlich betitelt werden, von AG Digitalisierung über Medienteam bis hin zu Schulleitungsgruppe.
Prinzipiell haben die SMASCH-Gruppen einen festen Kern an Mitgliedern. Zugleich ist die Mitwirkung auf Agilität angelegt, was bedeutet, dass die Besetzung sich je nach Thema und Auslastung verändern kann. In nahezu allen SMASCH-Gruppen (bis auf eine, wobei die Ursachen hier projektextern liegen) ist entweder die Schulleitung oder aber die stellvertretende Schulleitung direkt beteiligt. Ansonsten sind in der Regel 1-2 Lehrkräfte, welche neben ihrer regulären Lehrtätigkeit entweder eine didaktische Leitung, eine Fachbereichsleitung oder die Medienkoordination innehaben, Teil der Gruppe. Vereinzelt ist auch pädagogisches Personal aus dem Ganztag dabei. In (nur) einer Schule wirkt auch eine Elternvertretung in der SMASCH-Gruppe mit. Der Großteil der SMASCH-Gruppen hat inzwischen eine Routine für ihre Treffen herausgebildet, wobei sich die meisten Gruppen monatlich treffen. Ein Teil der Schulen hat zusätzlich (zumeist wöchentlich) sogenannte Pausensnacks etabliert, die für überschaubare Gestaltungsthemen oder zur Planung genutzt werden.
Theoretisch ist die Gruppe zentrale Antreiberin und auch Gestalterin für die Entwicklungs- und Auseinanderprozesse in der Schule, zu denen eine kontinuierliche (Re-)Platzierung des Themas in schulischen Prozessen – von der Ebene der Schulentwicklung als Ganzes bis hin zur Einzelunterrichtsebene – ebenso gehört wie die (Mit-)Ausarbeitung von Strategien und Einzelprojekten gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Team. Mit dieser Beschreibung zeigt sich, wie voraussetzungsvoll und zugleich eng verbunden schulische Dynamiken mit der Positionierung dieser Gruppe in der Praxis sind. Entsprechend verstehen wir in SMASCH die Gruppen weniger als Voraussetzung und mehr als genuinen Teil der Auseinandersetzungsprozesse mit schulischen Einzelkontexten bzw. schulisch-organisationalen Prozessdynamiken im Kontext von Digitalität.
Prozessbegleitung
Wie dargestellt ist Digitalisierung bestenfalls Anlass und Treiber innovativer Schulentwicklung als Gesamtorganisation, weshalb die dritte Säule im Kernnetzwerk die individuelle Prozessunterstützung durch dezidierte Prozessbegleitung beinhaltet. Üblicherweise für Schulen bereitgestellte Unterstützung in Form von Ausstattungsprogrammen oder aber Fortbildungen sind sicherlich notwendige Bedingungen für nachhaltige Veränderung, stellen aber selten einen expliziten Bezug zur Organisation Schule als Ganzes her. Entsprechend müssen Schulen die vielfältigen, teilweise sehr schulindividuellen Organisationsdynamiken, die Digitalisierung mit sich bringt, oftmals ‚nebenher‘ meistern bzw. scheitern auch immer wieder hieran. SMASCH versucht, diese Lücke durch die Bereitstellung von profunder systemischer Transformationsbegleitung in komplexen Veränderungsprozessen zu schließen, insbesondere mit dem Blick auf die facettenreichen Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Organisationsentwicklung. Die Prozessbegleiter.innen bei SMASCH unterstützen die Schulen entsprechend, ihre jeweilige Ausgangssituation zu analysieren, ihre spezifischen Bedarfe zu formulieren und die organisationalen Dynamiken der Situation, in der sie sich befinden, besser zu verstehen und zu gestalten. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Etablierung von wirksamen Steuerungs- und Kommunikationsstrukturen, die es ermöglichen, Strategien und deren Umsetzung dynamisch zu aktualisieren, sofern dies dem Prozessverlauf dient. Die Analyse wird dabei gemeinsam mit möglichst vielen schulischen Schlüsselakteur.innen praktiziert, schließt sowohl pädagogische, technische als auch organisationsbezogene Fragen ein und erfolgt in enger Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Projektteam von SMASCH sowie ggf. weiteren Akteur.innen des Kernnetzwerks (wie bspw. IT-Dienstleistungen oder Medienpädagog.innen). Die Prozessbegleitungen sollen in diesem Sinne vor allem auch die Schulleitungen/Steuerungsgruppen durch die Moderation von Beteiligungs- und Aushandlungsprozessen sowie Konferenzen, Planungs- und Arbeitstreffen entlasten, auch damit SMASCH nicht als noch ein weiteres, zu bewältigendes ‚Projekt‘ wahrgenommen wird. Gleichzeitig ist die Rolle der Prozessbegleitungen eng an die wissenschaftlichen Prozesse gekoppelt. So erheben sie laufend Daten, z.B. Audiomitschnitte von Gesprächen oder dokumentieren Veränderungsschritte und Eindrücke aus den Auseinandersetzungs- und Gestaltungsprozessen, die dann durch das wissenschaftliche Team ausgewertet werden. Schließlich fungieren sie durch ihre Aktivitäten in mehreren Schulen (jede Prozessbegleitung begleitet aktuell bis zu drei Schulen) auch als Scharnier über die SMASCH-Schulen hinweg und konnten auf diese Weise bereits im ersten Projektschuljahr die Grundlagen schaffen für die seit Sommer 2022 systematischere Etablierung schulübergreifender, projektspezifischer Kollaborationsnetzwerke. Innerhalb dieses übergreifenden Rahmens markiert die Prozessbegleitung eine flexible Rolle, die in allen beteiligten Schulen dem Kontext entsprechend ausgefüllt wird.
Medienpädagogische und IT-Begleitung
Der letzte zentrale Baustein im SMASCH-Kernnetzwerk ist ein Pool im weitesten Sinne medienpädagogischer und IT-Dienstleister.innen. Dies meint an dieser Stelle, dass die Dienstleister.innen neben Fragestellungen der Gestaltung von Unterricht mittels digitaler Technologien genauso in Fragen der Verbindung von Digitalität und Demokratieförderung oder Kreativität, Sharing Culture/Open Source, etc. ausgewiesen sind. Hierbei sind zwei Phasen zu unterscheiden: Im Schuljahr 2021/22 fanden zunächst umfassende Findungsprozesse in den Schulen statt, insbesondere auch bezüglich der Frage, in welche Richtung konkrete SMASCH-Vorhaben denkbar und welche Formen der Unterstützung hierfür nötig sind. Gleichzeitig war bereits in dieser Phase zentral, Prozessbegleitung, IT- und medienpädagogische Fragen unmittelbar miteinander in Verbindung zu bringen bzw. gemeinsam zu reflektieren. Hierfür wurde parallel zu den Prozessbegleitungen zunächst die Rolle einer schulübergreifenden medienpädagogischen Begleitung implementiert, die gleichsam eine hohe Expertise in IT-Fragen mitbringt. Sie arbeitet eng mit den SMASCH-Gruppen in der inhaltlichen Ausgestaltung der Vorhaben zusammen, bietet zeitgleich kontinuierlich Reflexion und Anregung, und koordiniert sich wiederum mit der Prozessbegleitung. Ergänzt wird die Rolle immer wieder mit der zusätzlichen punktuellen Einbindung weiterer externer Expert.innen – beispielsweise in Form einmaliger themenspezifischer Workshops, von Schnuppermarktplätzen oder aber konkreten IT-Hilfestellungen (z.B. Behebung technischer Probleme). Im Frühjahr 2022 wurde, aufbauend auf den bis dahin erfolgten Findungsprozessen in den Schulen, ein Pool von acht in innovativen Digitalitätsperspektiven ausgewiesenen medienpädagogischen bzw. IT-Dienstleister.innen rekrutiert, welche seit dem Schuljahr 2022/23 Einzelschulen bzw. Schulen in Partnerschaft bei konkreten Vorhaben längerfristig begleiten, also z.B. gemeinsam mit Jahrgangskoordinator.innen Projekte der Digitalität entwickeln und umsetzen. Die Rolle der medienpädagogischen Gesamtbegleitung bleibt erhalten, verschiebt sich in dieser neuen Konstellation jedoch stärker in Richtung Koordination der Dienstleister.innen sowie in Richtung schulübergreifender Zusammenführung der initiierten Vorhaben. Gleichzeitig werden damit auch die medienpädagogischen und IT-Begleitungen, ähnlich wie die Prozessbegleitungen, Teil der wissenschaftlichen Forschungskontexte.
Insgesamt knüpft SMASCH mit dieser strukturellen Rollenverteilung einerseits an bewährte Praktiken anderer Projekte an, etwa in Hinblick auf die Einrichtung von Steuergruppen (Hasselkuß et al. 2022), andererseits finden sich eine Reihe innovativer Ansätze, die sich aus der besonderen Ausrichtung des Projekts ergeben und die in dieser Form, auch aufgrund der großzügigen finanziellen Ausstattung des Projekts, erstmalig erprobt werden können.Für die belgischen Schulen ist die Struktur von SMASCH pro Schule anders gelagert, da hier über das Projekt ausschließlich Wissenschaftler.innen finanziert werden können.3Für die belgischen Schulen ist die Struktur von SMASCH pro Schule anders gelagert, da hier über das Projekt ausschließlich Wissenschaftler.innen finanziert werden können. Diese arbeiten in Belgien mit einem deutlich kleineren Sample an Schulen und legen hierbei den Schwerpunkt entsprechend vor allem auf die wissenschaftliche Begleitung. Nichtsdestotrotz werden die belgischen Schulen indirekt – etwa über Veranstaltungen, internationale Kollaborationsvorhaben o.ä. – durchaus in die Angebote der Begleitungsexpert.innen eingebunden und erfahren entsprechende Unterstützung. Diese Ansätze beinhalten insbesondere die umfassende Rolle explizierter Beratungs- und Begleitakteur.innen, die gleichzeitig – wie die Schulakteur.innen auch – in wissenschaftliche Perspektiven und Erhebungskontexte aktiv eingebunden werden, während die Wissenschaftler.innen wiederum direkt an den Aktivitäten in den Schulen partizipieren (siehe hierzu auch Kapitel 2.2). Was hierbei auf der einen Seite eine Vielfältigkeit an Perspektiven sowie an vielen Stellen auch umfassende praktische Unterstützung ermöglicht (die Schulen oftmals fehlt, was innovative Digitalisierungsvorhaben ausbremst), schafft auf der anderen Seite eine enorme Komplexität der an SMASCH beteiligten Akteur.innenkonstellation, und einen entsprechend hohen Kommunikations- und Koordinationsaufwand. Dieser ist besonders herausfordernd, weil die Ausrichtung des Projekts keinem klaren Reformprogramm folgt – also z.B.: zu Ende des Projekts sollen alle Lehrkräfte Basisschulungen absolviert haben und es soll eine Mindestmenge an Unterricht digital gestützt laufen. Vielmehr lädt das Ziel der reflektierten Auseinandersetzung und Gestaltung von Digitalisierung dazu ein, in ganz viele Richtungen zu denken und aus den unterschiedlichen Perspektiven heraus (z.B. Wissenschaft, Prozessbegleitung, Schulleitung, Unterricht, Fach, Medienpädagogik, etc.) Prioritäten zu formulieren. Gleichzeitig hat SMASCH sehr wohl (normative) Leitvorstellungen, sowohl was Vorstellungen einer ‚guten‘ Digitalisierung (siehe Kapitel 2.1) betrifft, als auch in Hinblick auf das Ziel, sichtbare Projekterfolge (z.B. Konzepte, die von anderen Schulen übernommen werden können, die Entwicklung skalierbarer Produkte, Events mit entsprechender Sichtbarkeit für die Projekte der Schulen, etc.) zu erzielen, von denen idealerweise auch weitere Schulen und Entscheidungsträger.innen über SMASCH hinaus profitieren sollen. Für diese Gemengelage produktive Wege des Umgangs zu entwickeln bzw. sie am Ende zu einem Gewinn für alle Beteiligten zu machen, stellt eine kontinuierliche Herausforderung für SMASCH dar.
Funktionen dieses Zwischenberichtes
Der Übergang vom ersten Projektschuljahr in das zweite stellte einen wichtigen Meilenstein im SMASCH-Projekt dar. Zunächst lässt sich sagen, dass SMASCH nach diesem ersten Jahr in den Projektschulen angekommen ist und Vorhaben, die einerseits am Schulalltag anknüpfen und gleichermaßen das Experimentieren und Reflektieren mit/über Digitalität ermöglichen, zunehmend initiiert oder weiterentwickelt werden können.4In einigen Schulen haben sich derartige konkrete Vorhaben bereits im Schuljahr 2021/22 abgezeichnet, in anderen Schulen beginnen derartige Vorhaben im Schuljahr 2022/23. Ausgehend vom individuellen Schulkontext und den extrem unterschiedlichen Bedarfen, Vorerfahrungen und Interessen der SMASCH-Schulen, sieht die praktische Ausgestaltung des Projekts in jeder Schule unterschiedlich aus. Hiermit zusammenhängend, kristallisierten sich zum Ende des ersten Projektschuljahrs die im letzten Abschnitt genannten Umstrukturierungsbedarfe heraus, etwa in Hinblick auf die stärkere Fokussierung der Wissenschaftler.innen auf konkrete SMASCH-Vorhaben bzw. auf Ausschnitte des übergreifenden Prozesses (der von den Prozessbegleitungen weiterbegleitet und dokumentiert wird) oder in Hinblick auf die Rolle der zusätzlich rekrutierten medienpädagogischen und IT-Expert.innen. Während dieses erste Jahr also insgesamt durch umfassende Findungsprozesse gekennzeichnet war, konnten gleichermaßen bereits eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse gewonnen und eine Vielzahl praktischer Veränderungen im Sinne der SMASCH-Zielsetzungen in den Schulen angestoßen werden. Über all diese Schritte wurden umfassende Daten generiert, die zwar zum Teil bereits in erste wissenschaftliche Publikationen und Vorträge eingeflossen sind (siehe Anhang), jedoch als Ganzes bislang noch nicht ausgewertet wurden. Diese Lücke soll dieser Zwischenbericht schließen, indem Kernergebnisse dieser ersten eineinhalb Jahre zusammengeführt und sowohl den Projektbeteiligten als auch der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ziel ist hierbei explizit nicht, ausschließlich Erfolge des Projekts aufzulisten, sondern im Gegenteil gleichermaßen auf die umfassenden Herausforderungen und Dilemmata hinzuweisen, mit denen wir im SMASCH-Kontext konfrontiert waren und immer wieder sind. Hierbei beschränken wir uns zunächst auf die Gestaltungsprozesse in den Hamburger SMASCH-Schulen; eine Aufbereitung der Ergebnisse aus den Schulaktivitäten in Belgien soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen